Es gibt ein paar Fähigkeiten, die einfach unglaublich nützlich sind im Leben – manchmal sogar überlebenswichtig.
Zum Beispiel die Fähigkeit, Reifen zu wechseln. Oder Steuererklärungen zu erstellen. Und natürlich Drachen zu töten.
Das alles sind unglaublich nützliche, ja manchmal sogar überlebenswichtige Fähigkeiten. Doch heute geht es um eine ganz andere Fähigkeit, die viel grundlegender ist, aber deshalb gewiss nicht weniger nützlich, und die ebenfalls wichtig für das eigene Überleben sein kann.
Vielleicht hast du es schon erraten? Richtig – heute geht es um Intuition.
(Ich hoffe, ich habe zu Anfang keine falschen Erwartungen geweckt! Denn das Drachentöten wirst du leider woanders lernen müssen, und mit deinen Steuererklärungen kann ich dir auch nicht helfen… ;-) ).
Dass Intuition in früheren Zeiten nicht nur wichtig, sondern sogar überlebensnotwendig war, ist offensichtlich:
Wenn man nie wissen kann, ob hinter der nächsten Ecke vielleicht ein Säbelzahntiger lauert oder ob die verlockenden roten Beeren nicht doch giftig sind, dann sollte man besser ein gutes inneres Gespür für die aktuelle Situation und für Gefahren aller Art entwickeln. Und das möglichst schnell – denn allzuviele zweite und dritte Chancen bekommt man wahrscheinlich nicht…
Aber heutzutage? In Zeiten von Wetterberichten und Unwetterwarnungen, Navis, Parkleitsystemen, Nährstofftabellen, real-time Nachrichten, Essen fast rund um die Uhr aus dem Supermarkt und jährlichen Gesundheits-Checkups? In Zeiten, in denen wir alles schon im Voraus wissen, und das auch noch besser und detaillierter als je zuvor… wozu braucht es da noch Intuition?
Das ist eine berechtigte Frage – und um sie zu beantworten, müssen wir sozusagen den zweiten Schritt vor dem ersten machen und zuerst einmal etwas anderes klären, nämlich:
Warum fällt es uns heutzutage besonders schwer, auf unsere Intuition zu hören, sie wahrzunehmen, in uns hineinzuspüren und dort Führung und Antworten zu finden?
Um unsere innere Stimme wahrzunehmen, müssen wir ihr zuhören. Für die meisten Menschen ist es aber, trotz all des vermeintlichen „Multitaskings“, schlichtweg nicht möglich, mehr als einer „Stimme“ auf einmal wirklich ernsthaft zu folgen.
Und unsere Welt ist unruhig: Nachrichten, Social Media, Emails, Anrufe, Todo-Listen, Anforderungen, noch mehr Nachrichten, und all das, was wir noch tun sollten und was uns noch im Kopf herumgeht…
In den meisten Momenten unseres Lebens prasseln so viele Stimmen gleichzeitig auf uns ein, dass für das zarte Stimmchen Intuition nicht allzuviel Aufmerksamkeit übrig bleibt.
Oder, andersherum: wir achten auf alles, nur nicht auf unsere eigene innere Stimme, unsere eigene Wahrnehmung, unsere eigenen Warnsignale, Ahnungen, Bauchgefühle – auf unsere eigene Intuition.
Und genau das ist auch der Grund, warum unsere Intuition gerade jetzt so wichtig ist, warum wir es uns eigentlich nicht leisten können, nicht auf sie zu hören:
Denn je mehr Stimmen und Information von außen auf dich einprasseln, desto schwerer fällt es dir herauszufinden, was du selbst eigentlich willst. Je mehr Anforderungen und Nachrichten und Emails und Chats irgendwo „aufpoppen“, desto weniger Zeit bleibt für die Dinge, die dir selbst wichtig sind.
Schlussendlich kannst du in jedem einzelnen Moment entweder auf dich selbst hören und das tun, was deine eigene innere Weisheit für richtig hält – oder du kannst auf andere hören und dich von ihnen leiten lassen.
Und das Schlimmste an dieser Fremdbestimmung ist, dass sie uns eigentlich kaum noch auffällt, weil wir zu sehr damit beschäftigt sind, all die Stimmen von außen überhaupt zu verarbeiten und darauf zu reagieren.
Deshalb ist die eigene Intuition heutzutage mindestens so wichtig wie früher, und vielleicht (auf eine andere Art) genauso überlebensnotwendig:
Denn für dein unmittelbares, körperliches Überleben ist in den meisten Situation gut gesorgt. Aber die körperliche Ebene ist nur ein Aspekt. Und es gibt andere Teile von dir, die ebenfalls überleben und gut versorgt sein wollen, die zu ihrem Recht kommen möchten.
Wer sich immer nur von anderen, von außen, in irgendeine Richtung treiben lässt, ohne dem einen eigenen Antrieb entgegenzusetzen, der ist wie eine antriebloses Boot auf dem Meer, das im besten Fall von Wind und Wellen in irgendeine Richtung getrieben wird – der muss sich am Ende dann nicht wundern, wenn er einfach irgendwo angespült wird (aber garantiert nicht da, wo er eigentlich hinwollte).
Und im schlimmsten Fall landet er auf einer Sandbank oder zerschellt an irgendwelchen Klippen.
Ein gutes Gespür für deine eigene Intuition erlaubt es dir, an den entscheidenden Stellen Probleme wahrzuehmen, bevor sie überhaupt erst groß werden können. Es erlaubt dir, die Richtung zu wechseln, die Bremse einzulegen oder sogar den Rückwärtsgang. Es ermöglicht es dir erst, „nein“ zu sagen und dazu zu stehen – oder „ja“ zu sagen, und zu wissen, warum du das tust.
Auf eine andere Art als in früheren Zeiten ist deine Intuition also heute noch mindestens genauso wichtig wie damals.
Nun ist das alles schön und recht, und leuchtet dir vielleicht auch ein, nur… Wie macht man das?
Wie sollst du es schaffen, inmitten deines Alltags und all der „Stimmen“, die darin um deine Aufmerksamkeit kämpfen, ab jetzt deine Intuition nicht nur wahrzunehmen, sondern ihr dann auch noch zu folgen? Denn all diese Stimmen von außen werden ja nicht auf magische Weise von heute auf morgen einfach verschwinden und dich in Ruhe nach innen lauschen lassen…
Die gute Nachricht ist, dass das nicht nur möglich ist, sondern dass es auch keine besonderen Fähigkeiten oder Begabungen dafür braucht. Jeder kann lernen, auf seine oder ihre Intuition zu hören.
Die schlechte Nachricht ist, dass du dafür etwas tun musst. Von alleine wird es nicht passieren… ;-)
Was genau das ist, und wie du deine Intuition ganz systematisch trainieren und stärken kannst (und nebenbei noch ein wenig Spaß haben), das erzähle ich dir dann beim nächsten Mal…
Foto: Manuel Sardo bei Unsplash
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