Im letzten Text ging es darum, warum unsere Intuition heute wichtiger ist denn je, und warum es uns so schwer fällt, in dieser modernen Welt auf unsere eigene innere Stimme zu achten.
Doch jetzt einfach nur mit der Schulter zu zucken und sich damit abzufinden, das wäre dann doch schade, denn: Intuition kann trainiert werden.
Auf eine Art ist deine Intuition wie ein Muskel: Trainiere sie, und sie wird stärker. Ignoriere sie, und sie sieht irgendwann aus wie ein Arm oder Bein, die für lange Zeit in einem Gips ruhiggestellt waren.
Zum Glück aber lassen sich nicht nur über lange Zeit vernachlässigte Muskeln, sondern auch deine Intuition jederzeit wieder aufbauen und stärken. Was du dafür brauchst, sind ein paar Minuten am Tag – und natürlich den Willen, es auch tatsächlich zu tun… ;-)
Das komplette Intuitions-Trainingsprogramm besteht aus sechs einfachen Schritten:
Schritt 1: Entscheidung
Im ersten Schritt entscheidest du dich dafür, zukünftig auf eine Intuition, deine innere Stimme zu hören. Gemeint ist hier eine ernsthafte Entscheidung, nicht so ein „mache ich dann auch mal“ – du musst es schon wirklich wollen, sonst wird der Rest nicht funktionieren.
Schritt 2: Selbsterkenntnis
Im zweiten Schritt wirst du nach ein paar Tagen oder Wochen bemerken, dass dein Vorsatz (obwohl es dir wirklich ernst damit war!) im Alltag völlig untergegangen ist. Dass er dir nie dann einfällt, wenn du einen guten Rat von deiner inneren Stimme am nötigsten hast. Dass du, wenn du ganz ehrlich bist, ihn völlig vergessen hattest, bis er dir gerade eben zufällig wieder eingefallen ist.
An diesem Punkt ist es besonders wichtig, nicht zu verzweifeln oder die Flinte ins Korn zu werfen! Stattdessen klopfst du dir ermutigend auf die Schulter, hakst deine ersten Versuche ab und fängst noch einmal von vorne an:
(Alternativ kannst du dir natürlich auch die vorherigen Schritte sparen und gleich an dieser Stelle hier beginnen… ;-) )
Schritt 3: Orakel besorgen
Im dritten Schritt besorgst du dir ein Orakel und eine Anleitung dazu.
Welches Orakel es ist, spielt eigentlich keine Rolle. (Aber je mehr es dich anspricht, desto leichter wird dir dieser Schritt fallen.) Es kann ein Tarot sein oder ein anderes Kartenorakel, ein Pendel, Runen, Ogham, Numerologie, oder was auch immer.
Ich selbst benutze für die Lesungen, die ich anbiete, das Sacred Geometry Oracle von John Michael Greer. Aber hier gilt wirklich, dass die Geschmäcker verschieden sind. Du solltest also ein Orakel nehmen, dass dir gefällt. Welches das ist, ist für diese Methode völlig egal.
Ein gutes Orakel muss übrigens auch nicht viel Geld kosten: Viele Systeme basieren auf Symbolen, die sich problemlos auf Kieselsteine oder Holzstäbchen malen lassen, auf Würfeln, Münzen, Spielkarten, etc., und Anleitungen findest du zuhauf im Internet.
Wichtig ist, an diesem Punkt nicht an der Entscheidung für ein System hängen zu bleiben – wenn du nicht schon sofort weißt, welches du nehmen wirst, dann entscheide dich für das allererste Orakel, das dir über den Weg läuft. Wechseln kannst du später immer noch – in diesem Fall ist „anfangen“ wichtiger als „perfekt“.
Wichtig ist auch, dich hier nicht von dem Wort „Orakel“ und allem, was du damit vielleicht verbindest, abschrecken zu lassen. Du brauchst dir weder eine Kristallkugel anzuschaffen noch eine Kröte, und Warzen sind sowieso nicht mehr hip. Es muss auch niemand davon erfahren. Dein Orakel dient einzig und allein dazu, deine Intuition zu trainieren!
Schritt 4: Täglich ein paar Minuten Intuitionstraining
Im vierten Schritt wirst du mit diesem Orakel nun jeden Tag orakeln – oder, in anderen Worten: deine Intuition trainieren.
Dazu nimmst du dir ein paar Minuten Zeit, am besten entweder morgens oder abends immer zur gleichen Tageszeit. Du kommst zur Ruhe und stellst dich auf das Orakel ein. (Wenn du täglich meditierst oder Übungen wie Yoga oder Tai Chi machst, dann passt es sehr gut danach, wenn du sowieso einigermaßen zentriert und ruhig bist.)
Dieses „Einstellen“ kann mit einem kleinen Sprüchlein deiner Wahl, einer Atemübung, einer Kerze, einer Tasse Tee und ein paar Mal durchatmen, oder mit was auch immer sonst geschehen – wichtig ist, dass du für dich ein kleines Ritual entwickelst, so dass dein Unterbewusstsein sich darauf einstellt, dass jetzt „Intuitionszeit“ ist.
Dann stellst du genau eine Frage, und zwar jeden Tag die gleiche:
„Was sollte ich über den heutigen Tag wissen?“ (bzw. wenn du abends fragst: „Was sollte ich über den morgigen Tag wissen?“)
Als Antwort auf diese Frage ziehst du eine Karte oder Rune, würfelst einmal, berechnest die Tageszahl, oder was auch immer du tun musst, um von deinem Orakel eine Antwort zu erhalten. Diese Antwort interpretierst du – am Anfang natürlich vor allem mit Hilfe der Anleitung, aber das Ziel ist, dich dabei mehr und mehr auf dein Gefühl zu verlassen, während du dein Orakel immer besser kennenlernst. Die Antwort deines Orakels und deine Interpretation schreibst du auf.
Danach gehst du deiner Wege und tust, was auch immer du eben an diesem Tag tust.
Schritt 5: Dazulernen
Am nächsten Tag (bzw. am Abend des Folgetages) nimmst du dir wieder ein paar Minuten für dein Intuitionstraining. Du startest mit dem gleichen Ritual, aber dieses Mal gehst du zuerst kurz den hinter dir liegenden Tag durch und vergleichst ihn mit deinem Orakelergebnis, bevor du das Orakel (wieder mit der gleichen Frage) für diesen bzw. den nächsten Tag befragst.
Am Anfang werden deine Interpretationen der Symbole, Karten, … recht oft danebenliegen. Noch öfter werden sie ganz einfach keinen Bezug haben zu dem, was in deinem Leben geschehen ist.
Spätestens an dieser Stelle wirst du dich vielleicht fragen, was das alles soll. Denn schließlich wolltest du nicht dein Leben vorhersagen (und das noch dazu ebenso „treffsicher“ wie die Horoskope in irgendwelchen TV-Zeitschriften), sondern du wolltest eigentlich deine Intuition traininieren.
Nun, diese tägliche Übung dient tatsächlich dazu, sehr systematisch und gründlich deine Intuition zu trainieren:
Denn zum einen signalisierst du damit deinem Gehirn (und deinem Unterbewusstsein!), dass es dir tatsächlich ernst ist, dass du tatsächlich, wirklich wissen willst, was deine innere Stimme zu sagen hat. Das ermutigt dann diese innere Stimme, im Lauf der Zeit etwas lauter und nachdrücklicher zu werden und sich damit nach und nach gegen manche der äußeren Stimmen durchzusetzen.
Zum zweiten erinnerst du dich selbst damit täglich an deinen Vorsatz. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass es dir auch untertags eher einmal einfällt, dass du doch eigentlich auf deine Intuition hören wolltest.
Und zuletzt trainierst du damit auch noch gleich die Kommunikation zwischen dir und deiner inneren Stimme, dir und deinem Bauchgefühl. Schließlich nutzt dir die beste Intuition nichts, wenn du nicht verstehen kannst, was sie dir überhaupt sagen will…
Deshalb geht es in diesem fünften Schritt vor allem darum, durchzuhalten. Nimm dir jeden Tag deine paar Minuten. Komm zur Ruhe und stell dich auf das Orakel ein. Gehe deine Interpretation vom letzten Tag durch und versuche, etwas daraus zu lernen. Und dann stellst du dem Orakel die gleiche Frage wie immer, und hältst seine Antwort und deine Interpretation dazu schriftlich fest.
Schritt 6: Fortschritt, nach und nach
Wenn du das jeden Tag tust, über einige Wochen oder vielleicht Monate, dann wird sich der sechste und letzte Schritt im Lauf der Zeit von alleine einstellen: Du wirst feststellen, dass deine Intution sich gelegentlich bemerkbar macht, wo sie das vorher nicht getan hatte.
Das wird am Anfang nicht gleich bei den weltbewegenden Entscheidungen oder in den hochemotionalen Situationen sein, sondern eher bei Kleinigkeiten.
Und, besonders gemein: Am Anfang wird dir das vor allem danach auffallen, wenn es schon zu spät ist – wenn du etwas genervt bemerkst, dass deine innere Stimme dir zwar geraten hatte, heute einen Regenschirm oder eine Jacke mitzunehmen, dass du dann aber eben doch ohne die Jacke aus dem Haus gegangen und prompt nass geworden bist, obwohl es heute Morgen noch gar nicht nach Regen ausgesehen hatte.
An diesem Punkt ist es wichtig, dass du dich nicht entmutigen lässt!
Es stimmt, noch hörst du deine innere Stimme oft erst im Nachgang bewusst. Aber das wird sich ändern, versprochen! Deshalb konsultierst du auch weiterhin jeden Tag dein Orakel und fragst, was der kommende Tag dir bringen wird.
(Denn mit der Intuition ist es wie mit anderen Dingen auch: Wenn du aufhörst zu trainieren, dann werden sie wieder schlaff und kraftlos…)
Im Laufe der Zeit werden diese Situationen, in denen du im Nachhinein denkst „ich wusste es doch, hätte ich nur auf mein Bauchgefühl gehört!!“ häufiger. Und manchmal, zuerst in Einzelfällen, aber dann doch immer öfter, fällt dir das nicht mehr erst ein paar Stunden später ein, wenn es dann schon regnet, sondern schon früher.
Immer noch zu spät, um etwas an der Situation zu ändern (du bist schon ohne Schirm auf dem Weg zur Arbeit, oder du hast schon in einem Gespräch etwas gesagt, von dem du eigentlich wusstest, dass du es so besser nicht sagen solltest) – aber immerhin kommt die Erkenntnis immer eher und eher, manchmal vielleicht schon direkt danach.
Dein tägliches Orakel führst du trotzdem weiter, auch wenn dir der Zusammenhang mit deinem Bauchgefühl vielleicht immer noch nicht ganz klar ist, und auch wenn du diese Zeit an manchen Tagen gut für andere Dinge gebrauchen könntest.
Und irgendwann merkst du zum ersten Mal direkt in einer Situation, noch während du etwas ändern oder anders reagieren kannst, was deine Intution und dein inneres Wissen dir sagen wollen – und mit etwas Übung schaffst du es dann auch, entsprechend anders zu handeln.
Das bedeutet nicht, dass ab jetzt alles ganz wunderbar ist und du nur noch aus deinem inneren Wissen heraus handelst. Aber du hast ein paar wirklich große Schritte auf dem Weg dahin gemacht. Jetzt brauchst du nur noch auf diesem Weg weiterzugehen – aber wie das geht, das weißt du ja inzwischen selbst…
(Und an diesem Punkt brauche ich dich hoffentlich auch nicht mehr davon zu überzeugen, wozu deine tägliche Arbeit mit dem Orakel gut ist und warum du sie weiterführen solltest… ;-) ).
….
Diese vier Schritte klingen so verdächtig einfach (und gleichzeitig sehr nervig und anstrengend, weil dein Tag wahrscheinlich eh schon so voll ist). Aber sie trainieren tatsächlich ganz systematisch deine Intuition und können dein Leben verändern.
Täglich üben musst du allerdings, damit sie wirken – denn von alleine entwickelt sich deine Intuition nicht weiter…
Wenn du aber mit deinem Orakel übst, regelmäßig, Tag für Tag, dann trainierst du damit nicht nur deine Intuition. Sondern du ermöglichst es dir auch, nach und nach unabhängiger von all den vielen äußeren „Stimmen“ zu werden, und immer mehr und mehr auf dich selbst zu hören und das zu tun, was für dich selbst richtig und wichtig ist.
Du wirst damit, sozusagen, von dem antriebslos herumtreibenden Boot zu einem Boot mit Antrieb – und nach und nach bekommst du immer mehr Kontrolle über den Motor und das Steuerrad deines eigenen Bootes.
Allein das ist in der heutigen Zeit, wo uns so viele Dinge in so viele unterschiedliche Richtungen zu treiben versuchen, sehr viel wert!
P.S.: Die ersten beiden Schritte kannst du natürlich, wie oben schon gesagt, auch direkt überspringen und dir damit einige Zeit und etwas Frust sparen. Aber möglicherweise gehörst du zu den 99,9% der Menschen, die erst mal hoffen, dass es ohne den täglichen Aufwand auch geht (oder ohne ein Orakel benutzen zu müssen). Auch das ist völlig in Ordnung – wir sehen uns so oder so bei Schritt Drei wieder… ;-)
Foto: orbtal media bei Unsplash
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