Was ist die stärkste Triebfeder menschlichen Handelns? Was ist die eine Sache, die in vielen Situationen den Ausschlag gibt dafür, was ein Mensch tut, sagt, denkt oder fühlt?
Diese eine Triebfeder, das was uns Menschen am meisten (und oft unbemerkt) beeinflusst, ist:
Angst.
Vielleicht sollte ich an dieser Stelle einen möglichen Einwand ganz professionell gleich vorwegnehmen:
Ja, ich bin mir sicher, dass es 1.000.0001 Studien gibt, die zu mindestens 2.000.002 anderen Antworten auf die Frage nach der Triebfeder menschlichen Handelns kommen.
Und nein, meine Aussage ist durch keine wissenschaftliche Studie belegt. (Oder besser gesagt: Es gibt bestimmt Untersuchungen, die meinen Standpunkt stützen – ich war aber zu faul, danach zu suchen, weil es für mich so offensichtlich ist…)
Angst also, als Triebfeder für viele, viele menschliche Handlungen. Vor allem für die, auf die wir im Nachhinein dann nicht immer so stolz sind.
Die Angst zu versagen. Angst vor Unbekanntem. Angst vor Verlust. Oder vor Gesichtsverlust.
Angst vor Schmerzen, und nicht nur körperlichen.
Angst vor Zurückweisung, vor Einsamkeit, vor Veränderung.
In vielerlei Hinsicht bestimmt Angst unser Leben und unsere Entscheidungen.
Und unsere eigenen Ängste sind für uns so normal und selbstverständlich, wir haben uns so sehr an die Begründungen gewöhnt, mit denen wir diese Ängste verbergen oder rationalisieren, dass uns all das nicht einmal mehr auffällt.
Wenn du dir das einmal klar gemacht hast… wenn du es schaffst, deine eigenen Ängste möglichst ehrlich (und mitfühlend) anzunehmen…
… dann kannst du auch die Ängste der anderen sehen und verstehen – und mitfühlend annehmen.
Dann wird dir auch klar, warum die andere handelt, wie sie handelt, warum der andere sagt, was er gesagt hat.
Und wenn du das nächste Mal mit jemandem hitzig über etwas streitest, dann kannst du sehen:
Ihr habt beide Angst. Vielleicht vor anderen Dingen, und vielleicht äußert ihr sie anders.
Aber jeder von euch macht sich Sorgen, ängstigt sich, fühlt sich hilflos.
Und wer weiß, vielleicht gelingt es dir dann sogar, deinem Gegenüber deine eigene Angst begreiflich zu machen – und im Gegenzug seine oder ihre Ängste zu verstehen. Manche Diskussion würde dann ganz anders enden.
Denn je hitziger die Diskussion wird, desto sicherer kannst du dir sein: Euch treibt beide das Gleiche an.
Foto: Cloudvisual bei Unsplash
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