Ihr sitzt in einem Meeting mit einem wichtigen Kunden. Die meisten Details sind besprochen, und dein Chef sagt gerade eine Deadline fest zu.
Du weißt genau, dass das Projekt in diesem Zeitrahmen nicht zu schaffen ist. Auch deine Kollegen wissen das.
Doch weder der Kollege links noch die Kollegin rechts von dir sagt etwas.
Du hast keine Lust, alleine die Kastanien aus dem Feuer zu holen, also bist du auch still. Euer Chef wird sich da am Ende schon irgendwie herauswinden.
Der Kaiser ist nackt, und keiner weist ihn darauf hin.
Du sitzt in einer gemütlichen Runde mit Freunden. Eine Freundin erzählt völlig begeistert von ihrem Vorhaben. Enthusiastisch schwärmt sie immer wieder davon, wie toll alles werden wird.
Da aber hast deine Zweifel. Große Zweifel. Und wenn du dich so am Tisch umsiehst, dann bist du auch nicht der einzige, der ihren Enthusiasmus nicht so recht teilt.
Eigentlich müsstest du ihr das auch sagen, denn sie ist ja eure Freundin.
Doch sie ist so begeistert und so sehr davon überzeugt… und wenn jetzt jemand etwas Kritisches sagt, wird sie das nicht gerade freudestrahlend aufnehmen.
Der Kaiser ist nackt, und keiner traut sich, es ihm zu sagen.
Der aufgeblasene Typ, der nichts kann außer heiße Luft zu verbreiten, hat schon wieder das Wort ergriffen.
Großspurig schwingt er sich zum Chef auf, entscheidet wie ihr vorgehen werdet (obwohl es nun wirklich bessere Lösungen gegeben hätte!) und fängt an, Aufgaben zu verteilen.
Dabei hat er nun wirklich keine Ahnung.
Um dich herum haben sich die meisten innerlich schon lange ausgeklinkt – aber keiner macht den Mund auf und widerspricht.
Der Kaiser ist nackt, und keiner wehrt sich dagegen.
So viele nackte Kaiser… und so wenig Menschen um sie herum, die sich auf ihre eigene Erkenntnis verlassen und sich trauen, ihre eigene Wahrheit auszusprechen!
Aber was ist, wenn in Wirklichkeit du selbst der Kaiser bist?
Solltest du dann nicht der Erste sein, der die Wahrheit laut ausspricht?
Foto: Liudmyla Denysiuk bei Unsplash
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