Wenn du für dein Auto eine Vollkaskoversicherung abschließt, dann kannst du dich entspannt zurücklehnen:
Egal, was passiert, die Versicherung zahlt.
Auch wenn du an einem Unfall selbst schuld bist, zahlst du höchstens eine kleine Selbstbeteiligung. Den Hauptteil des Schadens zahlt die Versicherung.
Oder, genauer gesagt: Den Hauptteil des Schadens zahlen alle Versicherungskunden für dich, denn auf deren Beiträge wird er ja umgelegt.
Einen großen finanziellen Schaden auf viele Schultern zu verteilen, kann sinnvoll sein.
Schwierig wird es aber da, wo auch die zugehörige Verantwortung an alle anderen verteilt wird – wo Menschen nicht nur die Haftung für ihr Fahrzeug, sondern auch den Rest des Lebens als eine große gemeinsame Versicherung sehen, und sich selbst als eine Art Auto.
Denn viele Menschen leben ihr geistiges (und geistliches) Leben in Vollkasko:
Egal, was passiert, sie waren nicht schuld, und der Schaden wird sich schon auf alle verteilen.
Ganz gleich, was sie getan oder gesagt haben, sie können nichts dafür.
Schließlich wurden sie provoziert.
Oder sie hatten eine schwere Kindheit.
Oder der andere vertritt eine ungeliebte Meinung, da darf man dann alles sagen.
Auch für ihre Gefühle und Gedanken sind diese Menschen nicht mehr selbst verantwortlich.
Schließlich kann man von anderen erwarten, dass sie nichts sagen, was in irgendeiner Weise negative Gefühle triggert, oder?
Denn dann muss man selbst auch nicht lernen, mit den eigenen schwierigen Gefühlen und anstrengenden Gedanken umzugehen.
Schuld ist schließlich der andere. Der hat halt die falschen Worte benutzt!
Vollkasko eben.
Aber nicht nur geistiges, auch geistliches Vollkasko scheint ganz groß in Mode zu sein.
Schließlich ist keiner mehr dafür verantwortlich, ob und wie er sich persönlich weiterentwickelt. Dass er zu einem anständigen Menschen wird. Dass er lernt, mit sich und der Welt umzugehen.
Dafür ist die Schule zuständig.
Oder das böse Elternhaus hat es versäumt.
Oder man war ja schon jahrelang in Therapie und hat mit allen Freunden (auch denen, die es nicht mehr hören können) immer wieder und wieder über die eigenen Probleme geredet.
Und von alleine gelöst, ohne irgendeine Veränderung des eigenen Lebens, des eigenen Denkens, Fühlens und Handelns, haben sich die ganzen Probleme seltsamerweise trotzdem nicht.
Aber weißt du was?
Du bist kein Auto – und das Leben ist keine große Versicherung.
Echtes Vollkasko gibt es nicht.
Es gibt nur deine Angst davor, dich mit deinen eigenen Fehlern, Problemen und Ängsten auseinanderzusetzen und sie loszulassen.
Ja, das tut weh. Und ja, es ist unbequem.
Aber das haben schon ganz andere geschafft, also kriegst du es auch hin.
Und wenn du erst einmal die Verantwortung für dich, für dein geistiges und geistliches Leben, übernommen hast, dann wirst du merken, dass es sich eigentlich ganz gut anfühlt.
Foto: Ulises Baga bei Unsplash
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