Manchmal frage ich mich, warum es so schwer ist, wie Sterntaler zu werden.
Falls du das Märchen von Sterntaler tatsächlich nicht kennen solltest:
Sterntaler ist ein armes Waisenkind, das nicht viel besitzt im Leben. Trotzdem verschenkt es auch das wenige, was es noch hat an andere Bedürftige – buchstäblich sein letztes Hemd.
Und als „Dank“ regnet es für Sterntaler dann Sterne aus Silber vom Himmel.
Danach lebt es (hey, es ist ein Märchen!) glücklich und zufrieden bis an sein Lebensende.
Aber wie Sterntaler zu werden… was bedeutet das eigentlich?
Vordergründig geht es in diesem Märchen darum, anderen wirklich selbstlos zu geben.
(Und ich bin mir sicher, dass viele von uns es unter diesem Gesichtspunkt früher von ihren Omas, Opas oder Eltern vorgelesen bekamen… ;-) Schließlich sollten wir alle gute Mitmenschen und Bürger werden, anderen geben und nicht raffgierig sein – immer im Hinblick auf die spätere göttliche „Belohnung“.)
Für mich geht diese Deutung am Wesentlichen dieses Märchens vorbei. Denn im Kern ist Sterntaler ein Mensch mit unendlichem Gottvertrauen.
Sterntaler weiß, dass für es gesorgt ist – komme, was da wolle.
Es glaubt, und es vertraut. An Gott, das Universum, eine höhere Macht, oder wie auch immer du das nennen magst.
Es macht sich keine Sorgen um die Zukunft. Sondern es weiß, dass es alles bekommen wird, was es braucht.
In der Bibel wird für das gleiche Vertrauen ein anderes Bild verwendet:
Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?
Matthäus 6, 26
Und tatsächlich geschieht auch genau das im Märchen: Sterntaler glaubt und vertraut.
Es sät nicht, es sammelt nicht.
Es plant nicht, es macht sich keine Sorgen – und es wird trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb?) überreichlich für Sterntaler gesorgt.
Wenn ich nun werden möchte wie Sterntaler, bedeutet das, dass ich den ganzen Tag nur noch auf dem Sofa sitzen, Chips essen und Däumchen drehen möchte?
Ja, das war eine rhetorische Frage. Und nein, das will ich natürlich nicht. ;-)
Wie Sterntaler zu werden, das bedeutet, grenzenloses, unendliches Vertrauen zu haben.
Zu wissen, dass alles gut wird, so wie es wird – und egal, was da kommt.
Zu wissen, dass Menschen für mich da sind und immer sein werden.
Dass das, was ich brauche, meiner Wege kommt (auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer offensichtlich ist, warum ich es brauche – und auch wenn es nicht immer bequem sein wird).
Das Gottvertrauen zu haben, dass für mich gesorgt ist.
Dieses unendliche Vertrauen, das Sterntaler im Märchen hat, das ist vielleicht in einem irdischen Leben nie zu erreichen.
Aber wir können uns auf den Weg dahin machen!
Foto: Leo Rivas bei Unsplash
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