Gestern hat Mark Sisson auf seinem (sehr empfehlenswerten) englischen Blog „Mark’s Daily Apple“ einen Artikel veröffentlicht, der meiner Ansicht nach den Nagel auf den Kopf trifft:
In Why Grok Didn’t Have Work-Life Balance and Neither Will You beschreibt Mark unsere Sehnsucht nach einer besseren „Work-Life-Balance“, nach weniger Stress und einem erfüllteren Leben. Er erklärt auch sehr treffend, warum besseres und effektiveres Zeitmanagement uns hierbei nur zu einem gewissen Grad hilft — und ab einem gewissen Punkt sogar eher mehr Stress in unser Leben bringt, als es uns nimmt.
Worum es uns aber eigentlich geht ist nicht, unser Leben immer noch effektiver und noch enger getaktet zu managen, sondern, in Marks eigenen Worten:
We want life balance in the sense that we want a chance to naturally, unhurriedly experience all the good of life: family connection, socialization, exercise, hobbies, leisure, creativity, rest, self-care and career.
dt.: Wir möchten Lebensbalance in dem Sinn, dass wir eine Chance möchten, alles Gute im Leben auf natürliche und gelassene Weise zu erfahren: Familienverbindungen, Sozialisierung, Bewegung, Hobbies, Freizeit, Kreativität, Ruhepausen, Fürsorge für uns selbst und Karriere.
(Mark Sisson, Mark’s Daily Apple)
Und dann stellt er die wirklich entscheidende Frage:
Ist es uns überhaupt möglich, in all diesen Bereichen gleichermaßen erfolgreich zu sein, unsere ambitionierten Ziele in allen Bereichen zu erreichen, überall gleichermaßen eine Priorität zu setzen? Ist so etwas wie eine perfekte Balance in unserem Leben überhaupt möglich?
Marks Antwort auf diese Frage ist ein klares „Nein“. Als Kinder hatten wir das Gefühl, wir könnten die Welt erobern – zum Mond fliegen, Straßenbahnfahrer werden, alle Länder bereisen, Bundeskanzlerin werden UND alle Bücher dieser Welt lesen.
Und während unser Verstand auf einer bestimmten Ebene längst akzeptiert hat (akzeptieren musste), dass mit begrenzter Zeit immer auch nur eine begrenzte Menge von Dingen getan werden kann, fühlen wir auf einer anderen Ebene wohl doch immer noch wie früher – es muss doch verflixt noch mal möglich sein, ALLES zu erreichen!
Aus diesem Gefühl heraus entsteht der unrealistische Anspruch an uns selbst, in allen Bereichen perfekt zu sein und unsere Ziele zu erreichen.
Wie können wir nun mit den zeitlichen Einschränkungen des Lebens umgehen? Wie bei allen externen Anforderungen ein erfülltes Leben führen?
Möglich ist das nur, wenn wir Prioritäten setzen. Wenn wir uns auf das besinnen, was uns wirklich wichtig ist. Kurz: Wenn wir unsere Grundwerte kennen und darauf achten, dass wir sie in unserer beschränkten Zeit auch leben.
Dann können wir die Dinge, die für uns nicht wichtig sind, einfach loslassen (oder wenigstens so schnell wie möglich hinter uns bringen) – und dann darauf achten, dass für die wirklich wichtigen Dinge in unserem Leben regelmäßig Zeit bleibt. Das führt nicht zu einer Work-Life-Balance im herkömmlichen Sinn, bei der ALLE Lebensbereiche gleichermaßen zu ihrem Recht kommen. Aber es führt zu einem erfüllten Leben, bei dem wir abends zufrieden ins Bett gehen können.
Deshalb… einfach mal ein Blatt Papier und einen Stift nehmen und überlegen: Was ist mir wirklich wichtig im Leben? Was wollte ich nicht missen oder aufgeben? Was macht mich aus?
Und dann dafür sorgen, dass hierfür in deinem Leben jeden Tag wenigstens ein bisschen Zeit bleibt…
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