Neben unserem Beet mit Urwald aus Tomaten, Paprika und Melone hat sich schon im Frühjahr eine Hummelkönigin ihr Nest gebaut.
Das Nest selbst liegt unter der Erde, der Eingang unscheinbar zwischen ein paar Brocken aus Kalkschotter.
Den ganzen Frühling und Sommer schon schwirren dort dicke, wohlgenährte Hummeln ein und aus. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend wechseln sich rasante Landungen und schnelle Starts direkt aus dem Nesteingang ab wie am Frankfurter Flughafen.
Aber heute entdeckte ich beim Begutachten der Melonenblüten noch etwas anderes, direkt neben dem Eingang zum Hummelnest:
Dort saß eine relativ kleine, mickrige Hummel auf der Erde – höchstens halb so groß wie alle anderen.
Ich dachte zuerst, es wäre eine Wildbiene, aber die, hm, nichtexistente Taille und das eher rundliche Hinterteil waren eindeutig. ;-)
Nach ein paar Sekunden hob sie zögerlich ab, und wurde aber direkt vom nächsten Windstoß wieder auf den Boden geworfen. Sie hob wieder für ein paar Zentimeter ab, torkelte etwas in der Luft und landete dann seitwärts.
So ging es eine ganze Weile, denn der starke Wind heute machte dem kleinen Ding bei seinen ersten Flugversuchen ganz offensichtlich zu schaffen.
Irgendwann kroch die kleine Hummel mehr erschöpft über den Boden, als überhaupt noch in die Luft zu kommen. Und schließlich saß sie nur noch ganz still da, leicht staubig von den vielen unerhofften Abstürzen auf den lehmigen Boden.
Ich machte mich im Geiste schon bereit für eine Babyhummelrettungsaktion, nur… was tun?
Den Wind blockieren, um ihre Startchancen zu erhöhen? Erst mal im Internet recherchieren? Die kleine Hummel solange irgendwie abdecken oder verstecken, damit kein hungriger Vogel vorbeikommt? Ein Schälchen mit Honigwasser aufstellen, damit sie sich stärken kann?
Und warum lernt man nicht schon in der Schule, wie man kleinen Hummeln das Fliegen beibringt?
Während ich noch etwas unschlüssig das staubige Hummelchen betrachtete, krabbelte sie ganz entschlossen wieder los in Richtung auf den Pflanzenwildwuchs, der vielleicht eine Armlänge von ihr entfernt war.
Dort angekommen, kämpfte sich die kleine Hummel die erste Pflanze hoch, flog zur etwas höheren Nachbarpflanze, stürzte direkt wieder etwas ab, kämpfte sich den nächsten Grashalm hoch, flog von dort taumelnd zur nächsten Pflanze, und kletterte dort etwas höher.
Nach einigen Abstürzen, nach vielen Malen, in denen sie sich kletternd wieder nach oben kämpfte und mehr hüpfend als fliegend zur nächsten Pflanze torkelte, erreichte sie endlich die Spitze einer einigermaßen stabilen Blüte.
Dort hielt die kleine Babyhummel an ihrem ersten Tag im Freien kurz inne, hob dann ab und flog davon, als ob sie noch nie etwas anderes gemacht hätte. Nur ihre Größe unterschied sie im Wegfliegen noch von ihren größeren Schwestern.
Und warum ich diese Geschichte hier erzähle?
Nun, zum einen sind Tierbabys einfach niedlich, und Babyhummeln sind mit ihrem wolligen Körper, den hübschen Farben und dem dicken Hintern besonders niedlich. ;-)
Und zum anderen wirst du ab jetzt immer, wenn du denkst „das schaffe ich nie“, an diese Babyhummel denken können.
Foto: Alexander Crawley bei Unsplash
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