Letzte Woche hatte ich mich (und dich) gefragt, ob wir schon so tief gesunken sind, dass wir wirklich immer und überall bespaßt, motiviert, beglückt, getröstet und ermuntert werden müssen.
(Meine Antwort auf diese Frage ist übrigens ein entschiedenes „Hoffentlich nicht!“)
Die gleiche Frage stelle ich mir aber auch anders herum.
Denn es sind ja nicht nur die künstlichen positiven Emotionen, mit denen wir sozusagen überflutet werden.
Auch die „negativen“ Emotionen… Leid, Angst, Trauer, Schmerz, Verlust, Scham, … auch die werden überall künstlich hochgepuscht und über uns ausgegossen.
Ganz egal ob in den Nachrichten, den Romanen der Bestsellerlisten oder in Vorabendserien: Gut ist es nur, wenn gelitten wird.
Möglichst stark gelitten.
Und zwar so, dass wir entweder gründlich mitleiden können. Oder dass wir das fremde Leid mit Schadenfreude betrachten und uns genüsslich zurücklehnen können.
(Du findest das übertrieben? Dann lies mal z.B. in den „seriösen“ Berichten zum Brexit zwischen den Zeilen.)
Unsere Emotionen werden überall systematisch manipuliert. (Und das Schlimmste ist, dass wir das sogar noch genießen und einfordern!)
Natürlich ist das nur allzu menschlich. Und natürlich sind wir eher bereit, etwas zu lesen/anzusehen/anzuhören/aufzunehmen, wenn Gefühle mit im Spiel sind.
Gefährlich wird es meiner Ansicht nach dann, wenn wir uns alle Emotionen nur noch von außen holen. Schließlich gibt es genug von diesen künstlichen Emotionen, dass wir uns mit unseren eigenen nicht mehr unbedingt auseinander setzen müssen.
Von der schieren Gefühlsmenge da draußen sind wir sowieso schon überfordert. Und Spaß macht es ja auch noch irgendwie, wenn man „fremdleiden“ kann.
Aber wo bleiben da deine eigenen, echten Gefühle? Spürst du die überhaupt noch? Und wie kannst du sie noch authentisch ausdrücken?
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