Es gibt immer wieder Personen in deinem Leben, die du als Autorität ansiehst – als Lehrer.
Menschen, die du bewusst aufsuchst, um Dinge von ihnen zu lernen oder mitzunehmen: neue Techniken oder Strategien, Hilfe auf deinem Lebensweg, das Lösen von Problemen oder den Umgang mit Herausforderungen.
Aber diese Trennung von „Lehrer“ und „Schüler“, die existiert nur in deinem und meinem Kopf. Oft nimmt die Lehrerin, der Guru, die Trainerin oder der Coach aus solch einem Gespräch genauso viel mit wie der vermeintliche Schüler.
Das ist kein Plädoyer dagegen, dir Lehrer zu suchen, im Gegenteil – dir klugen Rat oder Inspiration zu holen gehört zu den besten Dingen, die du in herausfordernden Situationen tun kannst.
Es ist auch kein Plädoyer dagegen, für guten Rat oder Unterstützung zu bezahlen oder Bezahlung zu erwarten – wer anderen, Fremden, weiterhilft, darf auch für seine Zeit Geld verlangen.
Ansonsten würden alle Trainer, Coaches, Berater, Therapeuten ihrem Beruf (ihrer Berufung) höchstens noch in ihrer Freizeit nachgehen können, weil sie in ihrer Hauptarbeitszeit mit anderen Dingen Geld verdienen würden.
Es geht mir auch nicht darum, bezahlte mit unbezahlter Hilfe zu vergleichen.
Die Anregung, die du kostenlos von guten Freunden, von Bekannten oder manchmal sogar von Fremden bekommst, die kann genauso viel oder genauso wenig wert sein wie das, was du von einem „Profi“ lernst.
Wozu ich dich anregen möchte ist, dich selbst gleichzeitig als Lehrer UND Schüler wahrzunehmen:
Während du in der einen Situation viel von jemand anderem mitnimmst, gibst du in einer anderen (und manchmal sogar in der gleichen) Situation einem anderen Menschen ebensoviel für sein Leben mit.
Dich nur als Lehrer zu sehen, ist Hybris. Wir alle haben etwas dazu zu lernen, etwas von anderen mitzunehmen.
Dich nur als Schüler zu sehen, ist Blasphemie: eine Beleidigung und Erniedrigung deiner eigenen Person, deiner Fähigkeiten, und, wenn du an eine göttliche Macht glaubst, auch der Kraft, die dich auf diese Welt gebracht hat.
Beides steht uns nicht gut an, und gegen beides sind wir leider nicht immun… :-)
Aber du kannst bewusst versuchen, in immer mehr Situationen gleichzeitig Lehrer und Schüler, Lehrerin und Schülerin zu sein.
Denn alles, was du gibst, macht die Welt ein Stück besser. Und alles, was du nimmst, macht dich ein Stück besser.
Foto: Aaron Weiss
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