Die Wohnung zu putzen finde ich persönlich ungefähr so spannend, angenehm und inspirierend wie die meisten anderen Menschen auch – nämlich überhaupt nicht…
Trotzdem gab es Zeiten vor allem während meines Studiums, da war das Bad perfekt blitzblank. Das waren immer die Zeiten, kurz bevor z.B. eine wichtige Seminararbeit fällig war. Ich meine, die Seminararbeit war natürlich wichtig, aber das Bad muss ja schließlich auch geputzt werden, oder? ;-)
Du kennst diese Vermeidungsstrategie sicher auch: Es gibt die WIRKLICH wichtigen Sachen im Leben. Das sind meist die, die uns am meisten Angst machen oder die am unbequemsten sind.
Und dann gibt es die Dinge, die wir nicht gern tun, die aber sein müssen. Und leider lassen sich letztere sehr bequem immer dann vorschieben, wenn wir eines der WIRKLICH wichtigen Dinge nicht anpacken wollen:
Den Email-Posteingang endlich mal durchzuarbeiten ist unbequem und lässt uns beschäftigt wirken. Außerdem ist das ja notwendig und sinnvoll, oder?
Noch wichtiger und sinnvoller aber wäre es, endlich das Konzeptpapier für das visionäre neue Projekt fertigzustellen und sich mit dem Chef darüber zu unterhalten. Oder den Nachmittag mit deiner Familie zu verbringen. Oder einen neuen, inspirierenden und offenen Artikel auf deiner Webseite zu veröffentlichen. Oder mit einem interessanten Menschen in Kontakt zu kommen. Oder…
(Emails ziehen überhaupt gut als potentielle Ablenker in dieser Strategie: Keiner erledigt sie so wirklich gerne; im Email-Postfach gibt’s immer was zu tun; und am Ende können wir uns sogar noch dafür auf die Schulter klopfen, dass wir sie endlich angepackt haben. Das gute Gefühl gibt’s also gratis – aber trotzdem war es nur ein Ausweichmanöver, und das, was wir WIRKLICH tun sollten, mussten wir dann leider, leider, wieder auf morgen verschieben. Zu schade, nicht wahr?)
Gerade eben habe ich mich übrigens dabei ertappt, wie ich in meiner besten ungestörten Arbeitszeit freiwillig eine lange Datenschutzerklärung vom „Sie“ auf das „du“ umstellen wollte. Das finde ich ungefähr so spannend, wie Gänseblümchen beim Wachsen zuzusehen. Aber natürlich ist es absolut notwendig, und am Ende könnte ich dann stolz darauf sein, dass ich es endlich erledigt habe…
Die Zeichen sind also eindeutig: Es gibt etwas WIRKLICH Wichtiges für mich zu tun, das offensichtlich noch unangenehmer ist (oder mir wenigstens mehr Angst macht), als hirnlose Korrekturen in einem Text zu erledigen. Was das wohl sein könnte? ;-)
Und die Moral von der Geschicht‘: Was tust du heute als Ausweichmanöver? Und vor allem: Was ist es, was du eigentlich tun solltest?
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